Samstag, 15. Februar 2014

Autoreninterview mit Jörg F. Nowack

Copyright Jörg F. Nowack

Autoreninterview

mit

Jörg F.Nowack



Wie würden Sie in kurzen Stichpunkten die prägnantesten Ereignisse in ihrem Leben zusammenfassen, um den Lesern ein kurzes Bild zur Person »hinter« dem Autor zu geben?
Ich war als Kind sehr oft in der Buchhandlung meiner Tante, von der ich die Liebe zu den Büchern erlernte.
Schon in der Schule fielen mir Lesen und Schreiben sehr leicht und ich begann, nur für mich kleine Geschichten zu schreiben. Schon damals fanden Menschen, denen ich meine Geschichten zum Lesen gab, dass ich sehr gut schreiben könne. Im Grunde wusste ich seit damals, dass ich gern ein bekannter Autor sein würde.
Das mit dem Autor hat ja inzwischen geklappt, an der Bekanntheit arbeite ich noch.
Ich arbeitete jahrelang in den für mich völlig falschen Berufen, habe in dieser Zeit aber sehr viel über mich und über andere Menschen gelernt. Erst sehr spät, nämlich mit 50 Jahren, veröffentlichte ich meinen ersten Roman. Es ist der erste Teil einer mehrteiligen Geschichte über Bücher und das Lesen.
 Welches Sprichwort sagt am meisten über Sie aus?
Darüber habe ich mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht.

Welche Lebensphilosophie verfolgen Sie?
Alles, was wir tun, ist es wert, gut und mit viel Liebe getan zu werden.
Wann war der Punkt erreicht, an dem Sie sich sicher genug fühlten, um ihr Werk der Öffentlichkeit zu präsentieren?
Das war nicht meine Entscheidung. Das Buch wollte irgendwann selbst an die Öffentlichkeit. Von diesem Zeitpunkt bis zur Veröffentlichung dauerte es noch etwa ein Vierteljahr.

Welches Gefühl gibt Ihnen das Schreiben? Werden Ihre Geschichten von Ihren Emotionen getragen oder schreiben Sie eher nüchtern und versuchen, Ihre Emotionen herauszuhalten?
Schreiben gibt mir das Gefühl von Freiheit. Ich kann in meiner Geschichte schließlich tun und lassen, was ich will, ohne dass ich irgendwelchen Zwängen unterliege.Die eigenen Emotionen kann ich selbstverständlich nicht heraushalten. Wer das versucht, wird meiner Meinung nach niemals eine gute Geschichte schreiben können, die Leser, also Menschen fasziniert.

Inwieweit können Sie sich in Ihren Protagonisten wiedererkennen? Welcher ihrer Charaktere spiegelt das meiste von Ihrem wahren Ich wieder? Und welcher Charakter hat Sie auch nach Beendigung Ihrer Geschichte nicht mehr losgelassen?
Ich erkenne unterschiedliche Teile meiner eigenen Charakterzüge und Eigenschaften in mehreren Figuren meiner Geschichte wieder. Folglich gibt es nicht den einen Charakter, der mich besonders gut spiegelt.
Da meine Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist, haben mich alle Hauptcharaktere noch nicht losgelassen. Zu den zwei bereits erhältlichen Büchern kommen mindestens noch zwei weitere hinzu. Das Dritte wird vielleicht »Der Berg der Schrift« heißen. Aber das ist noch nicht sicher.

Inwieweit beeinträchtigt das Schreiben Ihren realen Alltag? Wann finden sie Zeit zum Schreiben? Gibt es eine bestimmte Atmosphäre, in der Ihnen das Schreiben ganz leicht von der Hand geht?
Das Schreiben beeinträchtigt meinen Alltag kaum. Aber wenn ich mich hinsetze und die letzten Zeilen lese, die ich geschrieben habe – und es ist egal, ob ich diese Zeile gestern oder vor einem Monat geschrieben habe – bin ich sofort wieder in der Geschichte drin. Dann kann ich weitererzählen, denn ich sehe die Handlung direkt vor meinem geistigen Auge und schreibe das nur auf. Ich weiß zum Ärger vieler Menschen – auch zu dem meiner erwachsenen Tochter – nicht schon vorher, wie die Handlung weitergeht. Es gibt auch in keinem Safe der Welt einen Schlusssatz. – Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie ich arbeite.
Mitunter kommt es vor, dass mich eine Szene nicht loslässt oder eine Figur mich extra weckt, damit ich ihre Geschichte weiterschreiben kann. Sie ahnen sicher schon, das geschieht mitunter auch mal nachts, wobei das aber die Ausnahme ist. Ich nehme mir also die Zeit um Schreiben, sonst zwingt die Geschichte mich dazu.
Meine Art, zu schreiben verlangt nach Stille. Ich brauche keine Musik oder andere Ablenkung, wenn ich schreibe, denn ich bin vollauf damit beschäftigt, den Akteuren zuzusehen und zuzuhören.

Welche Schriftsteller oder Werke haben Sie in ihrem Leben am meisten geprägt? Gibt es Vorbilder, nach deren Art Sie schreiben, oder ist ihnen das individuelle Schreiben wichtiger?
Da möchte ich als Erstes die Märchen und Geschichten nennen, die ich in meiner Kindheit gehört habe und dann lesen durfte. Diese Texte haben mich sehr stark geprägt. Als nächstes Beispiel möchte ich die tollen Bücher von Alexander Wolkow erwähnen, die sich um das Mädchen Ellie drehen. Und dann kommen so geniale Erzähler wie beispielsweise Thomas Mann, die mich begeistern mit ihrer wundervollen Art, Menschen und Situationen zu beschreiben.
Allerdings habe ich keine Vorbilder im Sinne von ›So wie … möchte ich gern schreiben!‹ Das wäre ja auch total langweiliger Abklatsch. Ich möchte meine eigene Geschichte erzählen und die allein soll die Menschen, meine Leser, begeistern. Und ich erzähle diese Geschichte auf meine ganz eigene, individuelle Art.

Nun zu Ihrem Werk »Kinkerlitzchen für die Leselust«:
Wie entstand die Grundidee zu diesem Buch?
Was möchten Sie ihren Lesern mit diesem Buch vermitteln, welche Kernaussage steckt dahinter?
Mit welcher Figur können Sie sich am meisten identifizieren?
Die Idee zu den »Kinkerlitzchen« entstand nach einer Frage meines Enkelsohnes. Er wollte von mir wissen, wie Bücher gemacht werden. Natürlich dauerte es eine ganze Zeit, bis die Geschichte in mir herangereift war. Und sie reift noch immer.
Als ich dann die Idee zu den »Kinkerlitzchen« hatte, wusste ich endlich, weshalb ich vor vielen Jahren eine Ausbildung zum Werbe- und Medienvorlagenhersteller gemacht hatte! In dieser Ausbildung lernte ich nämlich sehr viele der Fakten, die jetzt fast mühelos in den Büchern meiner Geschichte verwoben scheinen.
Ich möchte den Lesern gern vermitteln, mit wie viel Liebe und Sachkenntnis Bücher geschrieben und gemacht werden und dass unsere Phantasie, die durch das Lesen angeregt wird, durch nichts zu ersetzen und extrem wichtig für unser aller Überleben ist.
Die Kernaussage meiner »Kinkerlitzchen« ist: Alles ist möglich, wenn ihr nur lest!
Mit der Figur des allwissenden Erzählers kann ich mich am allerbesten identifizieren.

Sie sind ja auch Lektor:
Gab es Momente bei Ihrer Arbeit, wo sie nur mit dem Kopf schütteln konnten, was sie da zu lesen bekamen?
Ist dieser Beruf ihr Traumberuf?
Was erwarten Sie von einem eingereichten Text?
Was geben Sie jungen »Geschichtenerzählern« mit auf den Weg?
Ja, leider gab es solche Momente bereits. Aber ich möchte hinzufügen, dass die meisten Texte, die ich zu sehen bekomme, bereits gut geschliffen daherkommen und nur noch wenig gemeinsamer Anstrengung von Autor und Lektor bedürfen. Auch wenn es mitunter sehr viel Arbeit bedeuten kann, einen Text geeignet für den Leser zu machen. Dies kann nur in einem Verhältnis des gegenseitigen Vertrauens geschehen. Ich sehe mich als eine Art Lehrer für den Text, der diesem ebenso wenig Gewalt antut und autokratisch über ihn bestimmt, wie ein guter Lehrer das bei einem Kind tun wird.
Ja, Lektor ist schon so eine Art Traumberuf für mich. Bei der Arbeit am Text blühe ich regelrecht auf und habe sehr viel Freude daran, gemeinsam mit dem Autor ein gutes Manuskript abzuliefern. Noch lieber würde ich allerdings nur schreiben, denn ich habe noch einige Geschichten mehr zu erzählen.
Von einem eingereichten Text erwarte ich weder Fehlerfreiheit noch Perfektion. Viel wichtiger als diese Eigenschaften ist, dass der Autor eine Botschaft hat und dass er eine gute, emotionale Geschichte erzählt, um diese Botschaft zu verbreiten. – Moment, da fällt mir ein, dass ich noch etwas erwarte: nämlich das Interesse des Autors an seinem eigenen Text, denn der ist ja quasi des Autors Kind.
Was gebe ich jungen Geschichtenerzählern mit auf den Weg?

Abgesehen von dem Hinweis, dass nicht jeder ein großer Erzähler wird, sind das vor allem vier Dinge:
Erstens: Lest! Lest viel! Lest noch mehr! Je mehr ihr lest, desto breiter werden euer Repertoire und euer Wortschatz. Und je mehr Beispiele habt ihr, um euch auszuprobieren.
Zweitens: Probiert, übt, testet, denn nur so könnt ihr besser werden und herausfinden, welche Art zu erzählen, welche Art von Geschichten, welches Gebiet der Literatur euch besonders liegt. Nicht jeder kann Charaktere so zeichnen wie ein großer Schriftsteller. Aber es gibt etwas, das
jeder gut kann, der gerne schreibt. Das gilt es, vor allem herauszufinden.
Drittens: Lasst euch nicht von irgendwelchen selbsternannten Kritikern, die eure Texte nur zerreißen und schlechtmachen, herunterziehen. Kritik sucht nämlich immer auch das Gute an einem Text.
Viertens: Versucht bitte nicht, irgendeine Geschichte zu erzählen und damit gleich in den Top Ten zu landen. Erst wenn ihr für eine Geschichte wahrhaft brennt, wenn sie euch nicht mehr loslässt, wenn sie euch wachhält, obwohl ihr hundemüde seid, wenn sie euch alles abverlangt, wenn nichts anderes mehr zählt, außer diese Geschichte zu erzählen – erst dann hat sie das Zeug dazu, wirklich gut zu werden.
Ich denke, das soeben Gesagte gilt für junge Autoren jeden Alters.
Noch mehr Tipps von mir gibt es gern bei einem individuellen Schreibworkshop.


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Desweitern werden alle Interwievs demnächst auch auf anderen Seiten zu finden sein. Die Link dazu poste ich nachträglich

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